Jüngerschaftskreise
Eine wichtige Säule unserer Gemeinde – neben den Gottesdiensten und den Gebetsabenden – sind die Jüngerschaftskreise. In Apg. 2:42+46 lesen wir von diesen drei Säulen der Gemeinde:
- Gebet
- Gottesdienste (hier noch im Tempel)
- Gemeinschaft in den Häusern.
Durch den Zusammenhang der beiden Verse kann man klar erkennen, dass „Gemeinde“ sich eindeutig auf die Menschen bezieht, die Buße getan hatten, getauft wurden und so vom Herrn der Gemeinde „hinzugetan“ wurden. In Apg. 5:12-14 lesen wir weiter, dass die Gemeinde sich im öffentlichen Raum (und ein solcher war der Tempel) zu ihren Gottesdiensten traf und von dort in das Volk hineinwirkte. Das bedeutet, dass unsere Gottesdienste öffentlich sind, jeder darf kommen, ob gläubig oder ungläubig. Jeder darf Gott in unseren Gottesdiensten suchen und erleben, darum laden wir herzlich zu unseren Gottesdiensten ein.
Aber es gibt einen Unterschied zwischen „besuchen“ und „sich der Gemeinde anschließen“. In den Jüngerschaftskreisen treffen sich alle, die sich der Gemeinde verbindlich angeschlossen haben. Ausnahmen können diejenigen sein die sich zum Basiskurs angemeldet haben oder grade daran teilnehmen mit dem festen Ziel Gemeindemitglied zu werden.
Um die Bedeutung der Jüngerschaftskreise zu verstehen müssen wir erst einmal verstehen, was Jüngerschaft eigentlich bedeutet.
Zunächst: Erklärung des Begriffes „Christen“
In Antiochia wurden die Menschen der Gemeinde als erste „Christen“ genannt (Apg. 11:26). Die Bedeutung dahinter war, dass die Menschen sahen, wie die Nachfolger Jesu lebten und handelten, nämlich wie Jesus, den sie verkündigten. Und das war nun so ganz anders, als das, was sie bisher gewohnt waren.
Der Begriff „Christen“ bedeutete damals „den Unterschied machen“ zwischen denen die zur Gemeinde gehörten und denen „draußen“.
Mit dem Wandel des Christentums zur Staatsreligion (etwa im Jahr 380), verschwamm die Bedeutung des Begriffes mehr und mehr. Darum verwenden heute viele den Zusatz „wahre“, „echte“ oder „bewusste“ Christen.
Warum aber verwenden wir nicht, wie die Gläubigen damals, den Originalbegriff „Jünger“? An dieser Bezeichnung wird deutlich, was Leben in der Nachfolge Jesu wirklich bedeutet.
Jünger Jesu sein
In Mt. 16:24 sagt Jesus etwas, was an Radikalität nicht zu überbieten ist: „Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“
Was es bedeutet, sein Kreuz auf sich zu nehmen, erklärt A.W. Tozer so: „Das Kreuz ist das Symbol des Todes. Es steht für das abrupte, gewaltsame Ende der menschlichen Existenz. Wenn in römischen Zeiten ein Mensch sein Kreuz auf sich lud, ging er, um nie wiederzukehren. Er ging nicht hin, damit sein Leben neu geregelt würde, er ging, um es zu beenden! Das Kreuz versuchte nicht, mit seinem Opfer im Guten auszukommen. Es schlug grausam und hart zu, und wenn es sein Werk getan hatte, gab es den Menschen nicht mehr.“
Um zu verstehen, was Jüngerschaft wirklich bedeutet, müssen wir das Kreuz verstehen. Jünger sind Menschen, die mit Christus gestorben und, wie Er, zu neuem Leben auferstanden sind. Das wird in der Taufe bewusst bezeugt. Paulus erklärt dies in Rö. 6:3-8.
Das alles könnte nun den Eindruck erwecken, dass Jünger Jesu Menschen sind die, wie Er, perfekt sind oder zumindest sein müssten. Aber das ist nicht gemeint!
Ja, Jünger (also Nachfolger) Jesu haben neues Leben empfangen (2.Kor. 5:17) und sind gerechtfertigt vor Gott (Rö. 3:23-25 / Rö. 5:9). Aber das sind sie nicht durch eine Leistung, die sie vollbracht haben oder täglich vollbringen, sondern allein aus Gnade. Paulus sagt: „Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ Im Epheserbrief beschreibt er das kurz und prägnant so (Eph. 2:8-10): „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“
Ein Jünger Jesu zu sein bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als Sein Schüler zu sein. Was heißt das?
Den Begriff „Jünger“ (griech. „mathetes“) finden wir nur in den Evangelien und in der Apostelgeschichte. Er bedeutet „lernen“ oder auch, „sich vertraut machen“ (auch durch Übung und Erfahrung). Jünger sein meint also nicht nur lernen (wie in der Schule) sondern seinem Lehrer anhängen und sein Nachfolger werden in Lehre und Leben. Ein Jünger verlässt sein Zuhause (sein altes Leben) um mit seinem Lehrer zu ziehen. Wenn Menschen Jesus nachfolgen wollten, prüfte Er ihre Bereitschaft, sich bedingungslos an Ihn zu binden und ihr Leben hinzugeben (Lk. 9:57-62 / Lk. 14:27+33).
Gemeindebau ist Lebensbau
Das ist auch die spannende Frage, die wir uns als Gemeinde zu Beginn gestellt haben: Geht es uns darum möglichst viele Menschen in die Gemeinde zu bekommen, oder wollen wir wirklich „Jünger machen“? Nur damit hat Jesus uns beauftragt.
Ein Jünger Jesu zu sein bedeutet also die Bereitschaft, in die Fußspuren Jesu zu treten und von Ihm zu lernen (1.Petr. 2:21-23). Die zwölf Jünger hatten eine Menge zu lernen. Obwohl sie sahen wie Jesus unablässig diente und demütig die Werke Gottes tat, stritten sie wer unter ihnen der Größte sei. In Mk. 9:33-37 können wir nachlesen auf welch geniale Weise Jesus sie schult und lehrt. Er hat Geduld mit ihnen; immer wieder erklärt Er ihnen, was „im Reich Gottes zu leben“ wirklich bedeutet.
Als Jünger Jesu dürfen wir Fehler machen aber wir haben die Bereitschaft zu lernen, weil wir Jesus lieben und unsere alten Prägungen mehr und mehr ablegen. Wir verfolgen nicht mehr unsere Interessen, sondern wir suchen die Wege und die Ziele Gottes, die Er mit uns hat. Jünger Jesu spiegeln damit das Wesen und Wirken Jesu in der Welt wider.
So wie die Sonne den Mond bescheint und dieser dadurch selbst zum Licht wird, scheint durch uns die Liebe Jesu zu den Menschen. (Mt. 5:14 / 2.Kor. 3:3 / Phil. 2:15).
Aus diesem Grund gibt es die Jüngerschaftskreise in unserer Gemeinde. Wir wollen lernen als Schüler Jesu. Wir wollen, um es mit den Worten Paulus‘ zu beschreiben, unseren Sinn erneuern, und prüfen, was der Wille Gottes für uns ist; und das ist immer das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene (Rö. 12:2).
Jüngerschaftskreise sind eine tolle Möglichkeit um ein Leben in der Nachfolge Jesu zu lernen, zu üben und zu praktizieren. In diesen verbindlichen und vertraulichen Treffen finden Gespräche über Erfolge, Misserfolge, Freuden und Leiden im persönlichen Leben aber auch über Versagen und Ängste statt. Ebenso sprechen wir hier über alle Fragen, die das persönliche Glaubensleben, unser Glaubensverständnis usw. betreffen. Hier beten wir miteinander, segnen einander, lachen, weinen, trösten einander und feiern miteinander (übrigens auch das Mahl des Herrn).
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